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Zum Tod von Johannes Lenz (1927 – 2020)

Als Sohn des Gründungspriesters der Christengemeinschaft Eduard Lenz wurde Johannes Lenz am 20. April 1927 in Prag geboren. Nach seiner Heimkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft empfing er im März 1955 durch Emil Bock in Stuttgart die Priesterweihe. In der Folge war er unter anderem in Stuttgart und München tätig, ehe er zahlreiche Aufgaben in der Leitung der Christengemeinschaft übernahm. Über viele Jahre engagierte er sich zudem leidenschaftlich für die Belange des Verlags Urachhaus. 

»Wer Freundschaft zum Geist üben will, der wird unter anderem auch Leser. Er entdeckt, dass Gaben des Geistes das Medium des Buches und der Schrift suchen, um dem Leser die Freiheit zu lassen, wann und wie tief er sich mit dem Inhalt auseinandersetzen und verbinden will.« So beschrieb Johannes Lenz vor 20 Jahren anlässlich des 75-jährigen Jubiläums die Notwendigkeit des Verlags – und bezeichnete sich selbst als einen »leidenschaftlichen Leser, der gelegentlich auch Bücher schrieb«. Unvergessen ist sein großer Einsatz für das Werk Christian Morgensterns, das er aus den Händen Margarete Morgensterns persönlich empfing – verbunden mit der bedeutenden Aufgabe, ihm den Platz in der Welt zu geben, den es verdient. Die 9-bändige Stuttgarter Morgenstern-Ausgabe wäre ohne ihn nie zustande gekommen. Die Bücher, die Johannes Lenz »gelegentlich« selbst verfasste, nehmen eine wichtige Rolle in unserem Verlagsprogramm ein, nicht zuletzt das erst im vergangenen Jahr erschienene Werk des damals 92-Jährigen: ›Denken und Danken. Eine neue Kultur der Dankbarkeit.‹ 

Am 19. Oktober kurz vor Mitternacht verstarb Johannes Lenz im Berliner Krankenhaus Havelhöhe. In tief empfundener Dankbarkeit gedenken wir einer großen Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts – und eines Menschen, dessen Tatkraft fehlen wird.

Michael Stehle
Verleger